Notizen |
- Julius Weisbach, aus seinem Leben
Julius Ludwig Weisbach wurde am 10. August 1806 in der Hammerschänke zu Mittelschmiedeberg (heute Ortsteil von Arnsfeld) geborgen. Sein Vater, Christian Gottlieb Weisbach (1764 - 1835), war Schichtmeister im Hammerwerk Mittelschmiedeberg. Die Mutter, Christiana Rebekka Stephan (1775 - 1850), stammte aus Arnsfeld und war die Tochter des Tischler- und Zimmermeisters Johann Christoph Stephan.
Die Stationen des Bildungsganges des hochbegabten und fleißigen Julius waren nach der Dorfschule, das Lyzeum in Annaberg, die Bergschule und die Bergakademie in Freiberg, die Universitäten Göttingen und Wien sowie das Polytechnische Institut Wien. 1830 unternahm er eine bergmännische Studienreise durch Ungarn und Österreich. Danach war er als Mathematiklehrer am Freiberger Gymnasium angestellt. 1832 heiratete Weisbach Marie Winkler (1807 - 1878), Tochter von August Fürchtegott Winkler (1770 - 1807), der als Faktor im Blaufarbenwerk Zschopenthal wirkte. Ihr Neffe war der bekannte Chemiker Prof. Clemens Winkler (1838 - 1904), der Entdecker des Germaniums.
Ab 1833 lehrte Julius Weisbach an der Bergakademie Freiberg. Drei Jahre später erhielt er die Berufung zum Professor für angewandte Mathematik, Mechanik, Bergmaschinenlehre und allgemeine Markscheidekunst. Desweiteren lehrte er Kristallographie, Geometrie, Theoretische Optik, Oryktognosie, höhere Arithmetik und Maschinenbaukunde.
Weisbach verfasste zahlreiche wissenschaftliche Bücher und Zeitschriftenaufsätze. Er beherrschte Latein, Griechisch, Englisch und Französisch. Neben seiner Lehrtätigkeit war er auch ein rastloser Forscher. So ist Julius Weisbach der Schöpfer der neuen Markscheidekunst, die sich beim Bau des "Rothschönberger Stollns" hervorragend bewährte. Es wurde hierbei das alte Messverfahren mit Kette, Gradbogen und Kompass endgültig durch die "Visiermethode" mit Theodolit und Nivelliergerät ersetzt. Desgleichen ist er auch der Schöpfer der Axonometrie in der darstellenden Geometrie. Wesentlich war Professor Weisbach bei der "Europäischen Gradmessung" beteiligt. Es handelte sich dabei um die Festlegung und Vermessung des trigonometrischen Netzes. Er war nicht nur ein guter Fachmann und Wissenschaftler, auch Pädagoge war Weisbach hoch geschätzt von seinen Studenten und Kollegen.
Für seine Verdienste erhielt Julius Weisbach zahlreiche Ehrungen. So verlieh ihm die Universität Leipzig 1859 die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie. Desweiteren war er korrespondierendes Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Italienischen Akademie der Wissenschaften. Weisbach war 1. Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Ehrenmitglied des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover. Die Stadt Freiberg benannte eine Straße nach ihm.
Das Lehrgebäude der Bergakademie in der Lampadiusstraße trägt seit 1956 den Namen "Weisbach-Bau". 1994 wurde an seinem Geburtshaus in Mittelschmiedeberg eine Gedenktafel angebracht.
Ein Schlaganfall beendete sein Leben. Am 24. Februar 1871 starb Oberbergrat Prof. Dr. phil. h.c. Julius Ludwig Weisbach in Freiberg. Sein Grab befindet sich auf dem Donatsfriedhof.
Bernd Schreiter
Julius Weisbach
Julius Ludwig Weisbach (* 10. August 1806 in Mittelschmiedeberg, Erzgebirge; † 24. Februar 1871 in Freiberg) war ein deutscher Mathematiker und Ingenieur. Er gilt als Begründer der neuen Markscheidekunst.
Weisbach wurde in der Hammerschänke in Mittelschmiedeberg bei Annaberg als achtes Kind von Christian Gottlieb Weisbach (1764-1835) und Christiana Rebekka Stephan (1775-1850) geboren. Sein Vater war Schichtmeisters in der Hammerhütte Mittelschmiedeberg, seine Mutter entstammte einer Tischlerfamilie aus Arnsfeld. Weisbach wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater erkannte aber die in ihm schlummernde Begabung und ermöglichte ihm nach dem Besuch der Dorfschule den Besuch des Gymnasiums in Annaberg. Dort konnte Weisbach aufgrund seines naturwissenschaftlichen Talents innerhalb eines Jahres zwei Klassen überspringen und die dritte Klasse erreichen. 1820 setzte er seine Ausbildung an der Königlichen Bergschule in Freiberg fort.
Von 1822 bis 1826 studierte Weisbach an der Bergakademie Freiberg mit Schwerpunkt Mineralogie, Geologie, Mathematik, Physik, Maschinenlehre und praktischenn Bergbau. 1827 setzte er sein Studium an der Georg-August-Universität Göttingen und in Wien fort. Zu seinen Lehrern zählten Carl Friedrich Gauß (Göttingen) und Friedrich Mohs (Freiberg und Wien). 1830 erhielt Julius Weisbach ein Stipendium für eine bergmännische Studienreise durch Österreich und Ungarn.
Ein Jahr später kehrte Weisbach nach Freiberg zurück, wo er zunächst als Mathematiklehrer am Gymnasium lehrte. 1832 erfolgte die Heirat mit Marie Winkler (1807-1878), einer (späteren) Nichte von Clemens Winkler. Die Bergakademie übertrug ihm 1833 den Lehrstuhl für Angewandte Mathematik und Bergmaschinenlehre, 1836 wurde er zum Professor für angewandte Mathematik, Mechanik, Bergmaschinenlehre und allgemeine Markscheidekunst berufen. Später hielt er darüber hinaus Vorlesungen in Kristallographie, darstellender Geometrie und in anderen Gebieten. Außerdem beherrschte er mehrere Fremdsprachen.
1844 wirkte Weisbach privat bei den Vermessungsarbeiten für den Bau des Rothschönberger Stollns mit. Mit seinem Theodoliten ergänzte und verfeinerte er maßgeblich die offiziellen Meßarbeiten mit dem Kompass. 1845 arbeitete er an der Darcy-Weisbach-Gleichung mit. Auch bei der europäischen Gradmessung war Weisbach beteiligt. Im Jahr 1860 übertrug man ihm die Leitung der Vermessung des Königreiches Sachsen; wobei er sich vor allem den hypsometrischen Arbeiten widmete.
Julius Weisbach erhielt zahlreiche Ehrungen; so 1856 den Titel Bergrat. 1859 wurde er Ehrendoktor für Philosophie an der Universität Leipzig und 1860 wurde er das erste Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure. Sein Sohn Albin Weisbach wirkte ebenfalls viele Jahre lang als Professor an der Freiberger Bergakademie.
Julius Weisbach starb 1871 an einem Schlaganfall. Er wurde auf dem Donatsfriedhof in Freiberg beigesetzt.
Verdienste
Weisbach erwarb sich vielfältige Verdienste insbesondere auf dem Gebiet des Markscheidewesens und des bergbaulichen Maschinenbaus. Er gilt als Begründer der neuen Markscheidekunst, bei der die Messung mit Theodolit und Nivelliergerät althergebrachte Messtechniken mittels Kompass, Gradbogen und Messkette ersetzte. Seine Lehrtätigkeit fiel in die Zeit der Industriellen Revolution, die sich im Bergbau insbesondere im Durchbruch des Einsatzes von Dampfmaschinen äußerte. Weisbachs Bergmaschinenlehre verknüpfte den neuen Ansprüchen der Zeit folgend die Maschinenkunde mit der Mathematik und Mechanik. Sein Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik (1835/36) galt auch international als Standardwerk im Ingenieurwesen. Zudem war Weisbachs Lehrtätigkeit von einer engen Kombination von Theorie und Praxis geprägt.
Julius-Weisbach-Preis
Die TU Bergakademie Freiberg vergibt zweimal im Jahr den "Julius-Weisbach-Preis" an Professoren, Hochschuldozenten, wissenschaftliche Assistenten, Oberassistenten, Oberingenieure, Lehrkräfte für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiter für beispielhafte Leistungen in der Lehre.
|