Notizen |
- Ziltendorf macht Geschichte(n)
Der verlorene Kultivator Geschehen um das Jahr 1940
Bauer Teichmann und sein Knecht Willi hatten eine Fuhre Mist geladen. Der Bauer spannte die Pferde vor den Wagen und nun konnte es bald in Richtung Feld losgehen. Knecht Willi hatte noch die Aufgabe den Kultivator an den Ackerwagen fest zu machen. Es war im Frühjahr, denn der Kultivator diente zur Vorbereitung des Saatbettes für die Aussaat und zur Tiefenlockerung des Bodens. Alles war nun fertig und die Fahrt ging entlang dem Biechenweg bis auf das Feld. Es war eine Fahrtstrecke von ca 2 km zu bewältigen. Nun war es grundsätzlich so, dass der Knecht Willi sich niemals auf einen Wagen setzte. Er ging immer 30 - 50 Meter zu Fuß hinterher. Es muss unbedingt erwähnt werden, dass der Biechenweg in der damaligen Zeit einer der schlechtesten Wege in der Ziltendorfer Aue war.Der Kultivator rannte nun hinter dem Wagen mal nach links und mal nach rechts. Dies ging solange bis er sich plötzlich vom Wagen löste und mitten auf dem Weg stehen blieb. Willi trottete immer langsam hinter dem Wagen her und auf einmal stand ihm ein Kultivator im Wege. Willi staunte, machte einen Bogen um das Ackergerät und folgte ohne sich weiter etwas dabei zu denken, dem Wagen mit dem Bauern. Er grummelte vor sich her: „Welches Rindvieh hat hier mitten auf dem Weg einen Kultivator stehen lassen?“ Auf dem Feld angekommen staunte Bauer Teichmann nicht schlecht, als er sah, dass der Kultivator nicht mehr da war.So fragte er: „Na Willi, wo ist denn der Kultivator?“ Willi staunte ganz verdutzt und stotterte: „ Ja, da vorne auf dem Biechenweg da stand einer, war das etwa unserer?“
Nacherzählt von Walter Lehmann, aufgeschrieben von Günter Lehmann.
P.S. Der Bauernhof von Familie Teichmann war das letzte Grundstück in Richtung Aurith auf der rechten Seite. Mitten auf dem großen Hof stand ein sehr schönes mit grüner und weißer Farbe angestrichenes Taubenhaus. Das Bauernhaus war eines der schönsten in Ziltendorf
Ziltendorf macht Geschichte(n)
Die schnelle Hochzeitskutsche
Es war der 7. November 1937, der Hochzeitstag unserer Eltern. Alles war organisiert und eingeteilt. Der Bruder unseres Vaters Heinrich, Walter Lehmann, sollte die Hochzeitskutsche fahren. Unsere Pferde waren geputzt und gewienert, und Bruder Walter spannte an, es konnte also losgehen. Unser Vater Heinrich saß hinten in der Kutsche, denn er war ja der Bräutigam. Walter auf dem Kutschbock, die Zügel in der Hand und los ging die Fahrt. Von der Gärtenstraße in die Wiesenauer Straße hin zu Gatschkemiekes (Deskas), wo die Braut, Liesbeth Miecke, schon wartete, es sollte ja zum Standesamt gefahren werden und man wollte ja auch pünktlich sein. Braut und Bräutigam waren aufgesessen und los ging es in Richtung Standesamt. Das Standesamt war bei Bauer Teichmann, im letzten Bauerngehöft in der Oderstraße rechts. Bis dahin waren die Pferde in einem leichten Schuckeltrab unterwegs, aber als sie merkten es geht zum Dammloch hinaus in Richtung Aurith wurden sie immer schneller und schneller. Den Weg kannten ja die Pferde und sie wollten wieder aufs Feld hinaus. Die Pferde reagierten auf die Lenkmanöver von Walter nicht mehr. Er erkannte aber die Situation, es war ihm nicht mehr möglich bei dieser hohen Geschwindigkeit nach rechts in die Einfahrt zum Hof des Bauern Teichmann einzubiegen. Nun ging es in vollem Galopp hinaus aus Ziltendorf. Bis hinter den Pottak, da hatte Walter wieder alles im Griff. Er bog in den Biechenweg ein und wendete auf Schattken Viehkoppel. Zurück zum Standesamt verlief dann alles normal. Er musste jetzt aber nach links in die Einfahrt einsteuern. Somit hatte das junge Paar gleich noch eine kleine Landpartie gemacht. Und ich als kleiner stiller Begleiter und heimlicher Trauzeuge auch. Denn zwei Monate später erblickte ich, wieder ein Walter, das Licht der Welt. Zurück noch einmal auf den Hof von Bauer Teichmann. Es war der gleiche Samstag, an dem auch die kirchliche Trauung stattfand um die Mittagszeit. Frau Teichmann hatte Klöße gekocht. Sie war gerade dabei die Schüssel mit den Klößen auf den Tisch zu stellen, als plötzlich die Glocken läuteten: „Ach du lieber Gott, wir müssen doch Hochzeit gucken“, und alle rannten raus zum Kirchplatz, nur Willi der Knecht blieb am Tisch sitzen. So eine Trauung dauert ungefähr eine halbe Stunde und man wartete, alle wollten ja schließlich alles sehen. Die schönen Kleider der Frauen, die Braut ob sie gut aussieht und sich auch nicht umschaut usw.
Die Männer waren nicht so wichtig, wenn da einer mit Holzpantoffeln gegangen wäre, das wäre niemanden aufgefallen. Alles war vorbei, nun aber schnell nach Hause Mittagessen, denn die Klöße standen ja schon auf dem Tisch. Willi saß auch noch da, und die Schüssel auch. Aber wo waren die Klöße? „Willi!“ hörte man es nur noch schreien. Willi war satt und die Klöße waren weg. Da kommt nur noch das Sprichwort: „Wer zu spät kommt den bestraft das Leben“ zur Geltung.Das alles haben uns unsere Eltern dann viele Jahre später erzählt.
Walter und Günter Lehmann
Aus dem Buch: "Ziltendorf macht Geschichte(n)" von R.-Michael Teichert und Günter Lehmann aus Ziltendorf
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